Die Ölpreise sind am Mittwochmorgen mit Abschlägen von rund einem halben Prozent in den Handelstag gestartet, nachdem sie gestern bereits geringfügig nachgegeben hatten. Der monatliche Prognosebericht des Energieministeriums der Vereinigten Staaten hatte Anzeichen für eine nachlassende Angebotsverknappung und eine schwächere globale Ölnachfrage enthalten, was sich gestern dämpfend auf die Ölpreisentwicklung auswirkte.
API meldet höhere Ölvorräte
Zudem hatte das American Petroleum Institute gestern Abend mitgeteilt, dass die US-Rohölvorräte in der Woche zum 3. Mai um 509.000 Barrel (a 159 Liter) gestiegen sind. Auch die Vorräte an Benzin und Destillaten verzeichneten demnach einen Zuwachs, was sofort Besorgnis über eine schwächere Nachfrage beim weltweit größten Ölverbraucher auslöste.
Die offiziellen Daten der US-Regierung zu den Lagerbeständen werden heute um 16:30 Uhr erwartet. Analysten prognostizieren, dass die US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche um etwa 1,1 Millionen Barrel gesunken sind.
US-Präsident will auf strategische Reserven zugreifen…
Die US-Rohöllagerbestände sind aktuell nicht zuletzt wegen der sich wieder verschärfenden Situation im Gazastreifen in den Fokus geraten. US-Präsident Biden hatte gestern angekündigt, im Bedarfsfall auf Rohöl aus der strategischen Erdölreserve (Strategic Petroleum Reserve, SPR) zurückgreifen. Der Energieberater von Präsident Biden, Amos Hochstein, wies in diesem Zusammenhang darauf hinwies, dass genügend Öl in der Reserve vorhanden sei.
Die SPR befindet sich immer noch in der Nähe eines 40-Jahres-Tiefs, nachdem Präsident Biden nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine den bisher größten Verkauf von 180 Millionen Barrel aus der Reserve angeordnet hatte.
…um die Preise an den Tankstellen niedrig zu halten
Bis Januar hatte das US-Energieministerium etwa 32,3 Mio. Barrel von den mehr als 180 Millionen Barrel, die 2022 freigegeben wurden, zurückgekauft. Derzeit befinden sich rund 367 Millionen Barrel im SPR. Die größte Menge an Öl, die jemals darin gelagert wurde, war 2009 mit fast 727 Millionen Barrel.
Seit kurzem wird wieder über die Möglichkeit gesprochen, die SPR zu nutzen, um die Kraftstoffpreise an den Tankstellen zu senken, falls der Konflikt zwischen Israel und der Hamas eskaliert. Höhere Ölpreise und folglich auch höhere Benzin- und Dieselpreise für Autofahrer in den USA gelten als so ziemlich das Letzte, was sich ein US-Präsident in einem Wahljahr leisten kann.
Indien wird weltweite Ölnachfrage anführen
Einen längerfristig stützenden Einfluss auf die Ölpreise könnte die gestern veröffentlichte Meldung haben, dass in Indien der Kraftstoffverbrauch, der häufig als Indikator für die Ölnachfrage verwendet wird, im April im Vergleich zum Vorjahresmonat um 6,1% gestiegen ist.
Nach Schätzungen des indischen Erdölministeriums wird die Kraftstoffnachfrage im drittgrößten Rohölimporteur der Welt in diesem Jahr weiter zulegen. Bereits jetzt deuten die Prognosen so gut wie sicher darauf hin, dass die Dieselnachfrage des Landes im Laufe dieses Jahres ein neues Rekordhoch erreichen wird. Analysten gehen davon aus, dass Indien noch vor Ende dieses Jahrzehnts die Führung bei der weltweiten Ölnachfrage übernimmt und China ablöst.
Heizölpreise reagieren mit leichten Aufschlägen
Nachdem die Notierungen für Gasöl, dem Vorprodukt für Diesel und Heizöl, heute im frühen Handel leicht nach unten tendieren, müssen Verbraucherinnen und Verbraucher im Bundesgebiet je nach Region etwa -0,30 bis +0,10 Euro pro 100 Liter mehr bzw. weniger bezahlen als noch am Dienstag.