Die Ölpreise sind am Montag deutlich abgerutscht, nachdem mit Saudi-Arabien der weltweit größte Öl-Exporteur seine Preise stark nach unten anpassen musste. In einer Mitteilung des Konzerns hatte es Medienberichten zufolge geheißen, dass die Auf- bzw. Abschläge für die wichtigste saudische Ölsorte für Abnehmer in den USA, Asien und auch Nordwest-Europa um 2 Dollar pro Barrel (a 159 Liter) gesenkt werden. Der offizielle Verkaufspreis für die Lieferung von Arab Light Crude nach Asien im Februar ging damit auf den niedrigsten Stand seit 27 Monaten zurück.
Rohöl der Sorte Brent fiel im Zuge dieser Meldung um 3,4% auf 76,12 Dollar pro Barrel, während US-Öl der Sorte West Texas Intermediate (WTI) sogar um 4,1% auf 70,77 abrutschte.
Preisschritt der Saudis hat Signalwirkung
Als Begründung für die Preissenkung nannten Marktbeobachter den schwachen chinesischen Bedarf nach Rohöl und das gestiegene weltweite Angebot. Der Schritt der Saudis dürfte demnach zudem Signalwirkung haben, da die Preisgestaltung von Aramco in der Regel von anderen großen Produzenten im Nahen Osten wie Kuwait und Irak übernommen wird.
Saudisches Öl für China zu teuer
Mindestens drei asiatische Abnehmer erklärten, dass der Preisrückgang wahrscheinlich nicht zu Anfragen für zusätzliche Lieferungen von den Saudis führen wird, da es am Ölmarkt noch billigere Konkurrenzprodukte gibt. Zwei chinesische Abnehmer erklärten, sie würden im nächsten Monat keine Lieferungen von den Saudis abnehmen.
Bereits im Dezember hatten chinesische Raffinerien bekannt gegeben, dass sie im Januar weniger saudisches Rohöl erhalten würden. Die asiatischen Rohölkäufer hatten sich zu diesem Zeitpunkt bereits von saudischem Öl abgewandt, nachdem das Königreich die Preise für seine wichtigste Sorte nur um die Hälfte der prognostizierten Höhe gesenkt hatte.
OPEC fördert weiterhin zuviel Rohöl
Weiterhin lastete eine Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters auf den Ölpreisen, der zufolge die OPEC-Ölproduktion im Dezember angestiegen war. Demnach hätten Produktionssteigerungen im Irak, in Angola und Nigeria die anhaltenden Kürzungen durch Saudi-Arabien und andere Mitglieder der breiteren OPEC+-Allianz ausglichen.
Der Druck auf die Rohölpreise hatte Riad im vergangenen Jahr dazu veranlasst, eine umfangreiche freiwillige Produktionskürzung vorzunehmen, die von anderen Mitgliedern der Organisation erdölexportierender Länder und ihren Verbündeten ergänzt wurde. Allem Anschein nach scheint der Plan der Saudis, durch eine Angebotsverknappung höhere wieder höhere Ölpreise erzielen zu können, erst einmal gescheitert.
Fundamentaldaten sprechen für weiter fallende Preise,…
Angesichts höherer Lagerbestände, einer stärkeren Ölproduktion inner- und außerhalb der OPEC sowie des nun nach unten genommenem Preises für saudisches Öl, ist es nach Einschätzung von Rohstoffanalysten derzeit nahezu unmöglich, etwas anderes als weitere fallende Notierungen am Ölmarkt vorherzusagen.
…solange die Lage im Nahen Osten nicht eskaliert
Wenn, ja wenn es da neben den fundamentalen Gegebenheiten nicht auch noch die politischen Aspekte zu berücksichtigen gäbe.
„Die Spannungen am Roten Meer sind das einzige – wenn auch relativ schwache und zeitweilige – Gegengewicht zu den Rohölpreisen, die aufgrund der Erwartung einer nachlassenden globalen Nachfrage und steigender Lagerbestände nachgeben“, bemerkte hierzu Vandana Hari, Gründerin des Ölmarktanalyseanbieters Vanda Insights.
Krisendiplomatie läuft weiterhin auf Hochtouren
Vor diesem Hintergrund führte US-Außenminister Antony Blinken am Montag weitere Gespräche mit arabischen Führern im Rahmen eines diplomatischen Vorstoßes, um eine weitere Ausbreitung des Krieges in Gaza zu verhindern. Der Konflikt hat bereits zu gewaltsamen Auseinandersetzungen im von Israel besetzten Westjordanland, im Libanon, in Syrien und im Irak sowie zu Angriffen der Huthi-Miliz auf die Schifffahrtsrouten im Roten Meer geführt.
Heizölpreise geben nach
Angesichts der gestern nachgebenden Kurse an den Rohölmärkten, ergeben sich heute bei den den Inlandspreisen Preisabschläge. So kosten 100 Liter Heizöl im Bundesgebiet, je nach Region, etwa -0,70 bis -1,00 Euro weniger als noch zum Wochenauftakt.