Gewinne der Energie-Multis brechen ein
„Öl-Multis verdienen sich eine goldene Nase“ oder „Energiekonzerne schwimmen in Geld“ lauteten im letzten Jahr die Schlagzeilen der Presse. In der Tat: In keiner anderen Branche wurde 2022 mehr verdient, als im Mineralöl- und Erdgassektor. Auslöser war der Angriff Russlands auf die Ukraine und die damit einhergehenden Sanktionen russischer Energieträger durch den Westen. Mittlerweile haben sich die Schockwellen längst verflüchtig, die Preise sind wieder deutlich zurückgekommen. Diese Entwicklung spiegelt sich jetzt auch in den Bilanzen der Mineralölkonzerne wider. Die Umsatz- und Gewinnrückgänge in der Branche kommen nicht unerwartet. So kostete ein Barrel Öl (a 159 Liter) in den drei Monaten bis Ende Juni im Durchschnitt 75 US-Dollar. Im Vorjahresquartal wurden am Markt im Durchschnitt noch 113 US-Dollar für das Barrel aufgerufen
Shell enttäuscht Analysten
Mit Shell meldete in der letzten Woche der weltweit größten Öl- und Erdgasunternehmen seine Zahlen zum 2. Quartal des laufenden Geschäftsjahres. Demnach brach der Gewinn gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 11,4 Mrd. auf nur noch 5,1 Mrd. Dollar ein. Analysten hatten im Durchschnitt mit 6 Mrd. US-Dollar gerechnet. Noch im 1. Quartal diesen Jahres hatte Shell einen Profit von 9,6 Mrd. Dollar erzielt. Als Grund für die enttäuschend ausgefallenen Zahlen, nannte Shell neben niedrigeren Öl- und Gaspreisen zurückgehende Raffineriemargen und einen deutlich geringeren Beitrag der Gassparte zum Konzernergebnis.
TotalEnergies: Gewinn halbiert
Am selben Tag musste auch TotalEnergies einen Gewinneinbruch vermelden. Gegenüber dem Vorjahresquartal verdiente der französische Energiekonzern nahezu 49 Prozent weniger und wies „nur“ noch einen bereinigten Nettogewinn von 4,96 Mrd. US-Dollar auf. Analysten hatten mit einem Gewinn in Höhe von 5,34 Mrd. US-Dollar gerechnet. Der Umsatz fiel im gleichen Zeitraum von 74,8 auf 56,3 Mrd. US-Dollar ebenfalls deutlich.
ExxonMobil will bald wieder mehr verdienen
Doch Gemach! Trotz der bislang von Analysten eher verhalten aufgenommenen Geschäftszahlen, fahren die Energiekonzerne immer noch Gewinne in Milliardenhöhe ein. Und wenn man den Aussagen von Darren Woods, Vorstandvorsitzender des US-Ölriesen ExxonMobil, Glauben schenken mag, dann könnten die Profite in naher Zukunft auch wieder kräftiger sprudeln.
Zwar musste auch ExxonMobil mit 7,88 Milliarden US-Dollar am vergangenen Freitag einen niedrigeren Nettogewinn als noch im Vorjahresquartal vermelden. Gleichzeitig gab man allerdings auch bekannt, dass die für die Industrie so wichtigen Margen (Gewinnspannen) zuletzt wieder angestiegen sind. Erst am Freitag erreichte eine wichtige Kennziffer, an der sich die US-Raffineriebetreiber bei der Kalkulation ihrer Margen orientieren, den bislang höchsten Stand des Jahres. Gegenüber dem Jahrestief beläuft sich das Plus auf nahezu 50 Prozent.
Ölnachfrage vor neuen Rekordhochs
Für die Jahre 2023 und 2023 gehen die Manager von ExxonMobil davon aus, dass die Ölnachfrage neue Rekorde erreichen dürfte. Laut CEO Darren Woods dürfte dies auch dazu beitragen, dass die Energiepreise im zweiten Halbjahr steigen.
Nach dem kräftigen Preisschub in der Vorwoche, legen die Inlandspreise für Heizöl zum Wochenauftakt erst einmal nur noch moderat zu. Verbraucherinnen und Verbraucher im Bundesgebiet müssen deshalb heute im Schnitt voraussichtlich etwa +0,25 bis +0,95 Euro pro 100 Liter mehr bezahlen als am Freitagvormittag.