Es war der sprichwörtliche Schlag ins Kontor, als gestern Nachmittag die Meldung weiterer Ölförderkürzungen die Büros der Nachrichtenagenturen erreichte. Sobald die Meldung in der Welt war, dass Saudi-Arabien und Russland ihre Angebotsverknappungen auch im September fortsetzen werden, schossen die Ölpreise an den Börsen nach oben. Die Atlantiksorte Brent ging mit einem Aufschlag von 2,3 Prozent aus dem Handel, US-Rohöl der Sorte West Texas Intermediate (WTI) verteuerte sich sogar um 2,6 Prozent.
Verlängerung der Kürzungen überrascht Ölmärkte
Die Nachricht kam beileibe nicht unerwartet, da die Saudis immer wieder mal laut über eine Ausdehnung ihrer Kürzungen nachdachten. Sie kam aber just zu dem Zeitpunkt, als nach dem starken Kursrutsch der Ölpreise am Mittwoch etwas Hoffnung zurückgekehrt war, dass die Rallye an den Ölmärkten erst einmal beendet sein könnte. Die Preise für in der Zukunft liegende Lieferungen für US-Diesel-Futures legten um etwa 2 Prozent und schlossen auf dem höchsten Stand seit Januar 2023.
Ölpreise seit Kürzungsankündigung im Höhenflug
Anfang Juni hatte die OPEC+-Staaten beschlossen die aktuellen Kürzungen bin ins Jahr 2024 hinein zu verlängern. Die eigentliche Bombe platzte damals allerdings erst, als Saudi-Arabien erstmals bekanntgab, seine Produktion zusätzlich um eine Million Barrel pro Tag zu kürzen. Einen Monat später zog Russland mit der zusätzlichen Kürzung von 500.000 Barrel pro Tag nach. In der Folge zogen die Preise an den Ölmärkten seitdem nahezu kontinuierlich an. Brent-Öl beispielsweise verteuerte sich in diesem Zeitraum um über 10 US-Dollar auf rund 85 US-Dollar.
Saudi-Arabien: Kürung können verlängert und ausgeweitet werden
Gestern nun verkündete Saudi-Arabien, es werde die freiwillige Kürzung der Ölproduktion um einen dritten Monat bis einschließlich September verlängern und fügte hinzu, dass diese Maßnahme darüber hinaus verlängert oder sogar ausgeweitet werden könne. Unterdessen sagte der stellvertretende Ministerpräsident Alexander Novak, Russland werde die Ölexporte im September um 300.000 Barrel pro Tag kürzen, nachdem sich die Reduzierungen im Juli und August noch auf 500.000 Barrel pro Tag belaufen hatten. Die Produktion Saudi-Arabiens wird im September bei etwa neun Millionen Barrel pro Tag belaufen.
Ölhändler und Investoren werden angesichts der gestern vermeldeten Beschlüsse heute mit besonderer Spannung auf die Sitzung des Gemeinsamen Ministeriellen Überwachungsausschusses der OPEC (Joint Ministerial Monitoring Committee, JMMC) blicken, das per Videokonferenz stattfindet. An dem Meeting nehmen die Minister der OPEC und ihrer von Russland angeführten Verbündeten, als OPEC+ bezeichnet, teil.
Angesichts der aktuellen Entwicklungen geht es zum Wochenschluss nach einer kurzen Verschnaufpause auch bei den Heizölpreisen wieder Richtung Norden. Verbraucherinnen und Verbraucher im Bundesgebiet müssen heute im Schnitt etwa +1,20 bis +2,00 Euro pro 100 Liter mehr bezahlen als am Donnerstagvormittag.