Die Angebotssituation an den Ölmärkten gilt als angespannt, seit Saudi-Arabien mit anderen OPEC+-Staaten im März dieses Jahres eine Drosselung der Rohölproduktion vereinbart hatte. Ab Juli weitete Riad die Kürzungen auf 1 Million Barrel (a 159 Liter) pro Tag aus, Moskau drosselte die Exporte seitdem um 300.000 Barrel pro Tag zusätzlich. Nun mehren sich allerdings die Anzeichen, dass, der Pakt zwischen Saudi-Arabien und Russland erste Risse bekommen hat.
Russlands Ölexporte via Seehäfen auf Drei-Monats-Hoch
So legten die russischen Rohölexporte auf dem Seeweg in den sieben Tagen bis zum 15. Oktober dermaßen zu, dass der Vier-Wochen-Durchschnitt der Rohölexporte über die Seehäfen auf ein Drei-Monats-Hoch kletterte. Die russischen Rohölexporte liegen jetzt bei 3,51 Millionen Barrel pro Tag. Dies entspricht einem Anstieg von 0,285 Millionen Barrel pro Tag im Vergleich zu den sieben Tagen bis zum 8. Oktober.
Einnahmen durch Ausfuhrzölle aus Jahreshoch
Der Vier-Wochen-Durchschnitt der Lieferungen über russische Häfen liegt jetzt bei 3,36 Millionen Barrel pro Tag. Nach Berechnungen, die auf den vom stellvertretenden Ministerpräsidenten Alexander Novak erklärten Exportbeschränkungen von 300.000 Barrel pro Tag beruhen, die bis zum Jahresende gelten sollen, dürften Russlands Rohölexporte aus dem Meer bei 3,28 Millionen Barrel pro Tag gedeckelt sein. Für Russland bedeuten die zusätzlichen Exporte höhere Einnahmen aus den Ausfuhrzöllen, deren Vier-Wochen-Durchschnitt nun auf dem höchsten Stand seit Januar liegt.
Saudische Rohölexporte fallen auf 28-Monats-Tief
Die Nachricht über die gestiegenen Ölausfuhren Russlands könnte als ein Zeichen für die Aufweichung des Pakts zwischen Saudi-Arabien und Russland gewertet werden, die eine Beschränkung der Öllieferungen vereinbart haben. Saudi-Arabien seinerseits hat seinen Teil der Abmachung eingehalten und seine Rohölexporte im August auf ein 28-Monats-Tief gesenkt, wie aktuelle Daten zeigen.
Saudis könnten Alleingang Russlands beenden
Am Dienstag gab Saudi-Arabien jedoch eine Erklärung ab, die sowohl als Drohung als auch als Zusicherung verstanden werden könnte: Der mehrheitlich staatliche Ölkonzern Saudi Aramco sei in der Lage, seine Ölproduktion „in ein paar Wochen“ zu erhöhen, falls sich dies als notwendig erweisen sollte. Saudi-Arabien behauptete am Dienstag, dass die freie Kapazität des Ölkonzerns 3 Millionen Barrel pro Tag betrage.
Sollte es zu einem größeren Angebot saudischen Öls kommen, würde dies die Absichten Russlands konterkarieren, trotz eigener Exportausweitung von den nach wie vor hohen Ölpreisen zu profitieren. Angesichts eines solchen Schritts, wäre ein Preiseinbruch an den Ölmärkten die logische Konsequenz.
Nachdem die Notierungen für Gasöl, dem Vorprodukt für Diesel und Heizöl, gestern wieder leicht rückläufig waren, wirkt sich dieses Minus auch auf die Heizölpreise aus. Verbraucherinnen und Verbraucher im Bundesgebiet müssen im Schnitt etwa -0,70 bis -1,30 Euro pro 100 Liter weniger bezahlen als noch zum Wochenauftakt.