Die Ölpreise zeigen sich am Dienstag im frühen Handel leichter, nachdem sie bereits zum Wochenauftakt den Rückwärtsgang eingelegt hatten. Angesichts der weithin erwarteten und am Wochenende verkündeten Verlängerung der freiwilligen Produktionskürzungen durch die OPEC+- nahmen professionelle Spekulanten am Montag erst einmal Gewinne mit, die sich in der letzten Woche angesammelt hatten
Öl der Atlantiksorte Brent verbilligte sich gestern um 75 Cent auf 82,80 Dollar pro Barrel, nachdem sie letzte Woche um 2,4% gestiegen waren. Der Preis für die US-amerikanische Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 1,24 Dollar auf 78,74 Dollar pro Barrel, nachdem er in der vergangenen Woche noch um 4,6% nach oben geklettert war.
Russland will stärker kürzen…
Nachdem sich zuletzt abgezeichnet hatte, dass die OPEC und ihre Verbündeten (OPEC+) ihre freiwilligen Ölförderkürzungen von 2,2 Millionen Barrel pro Tag bis ins zweite Quartal einengen werden, konnte letztlich nur die Ankündigung Russlands überraschen, seine Ölproduktion und -exporte im zweiten Quartal um weitere 471.000 Barrel pro Tag zu kürzen.
…was eh nicht verarbeitet werden kann
Rohölanalysten verwiesen in diesem Zusammenhang allerdings darauf, dass diese Kürzung wohl nicht ganz freiwillig komme und eher der Not geschuldet sei. Denn allem Anschein nach steht die Reduzierung der Förderung durch Moskau in engem Zusammenhang mit einem Rückgang der Raffinerieproduktion um 400.000 Barrel pro Tag, der größtenteils auf ukrainische Drohnenangriffe auf Raffinerieanlagen in ganz Russland zurückzuführen ist.
Ölproduktion fällt im 2. Quartal um fast 4%
Summa summarum würden die Kürzungen der OPEC+ zu einer geringeren Produktion von 34,6 Millionen Barrel pro Tag im 2. Quartal führen, so Rohölanalysten in einer ersten Einschätzung. Zuvor war geschätzt worden, dass das Fördervolumen im Mai auf über 36 Millionen Barrel pro Tag ansteigen könnte.
OPEC-Tagung im Juni im Fokus
Zwar zeigt der gestern gefasste Beschluss die feste Entschlossenheit der OPEC, im zweiten Quartal eine Preisuntergrenze von über 80 Dollar pro Barrel zu verteidigen, doch dürfte der eigentliche Lackmustest nach Ansicht von Experten erst am 1. Juni anstehen.
Dann treffen sich die OPEC und ihre Verbündeten in Wien zu ihrer nächsten turnusmäßigen Ministertagung. Denn wenn das Kartell verhindern will, dass wieder zu viel Öl die Weltmärkte flutet, muss es möglicherweise das ganze Jahr über an den Produktionskürzungen festhalten.
Energiewende lastet auf Ölnachfrage
Fakt ist, dass die OPEC+ seit ihrer Gründung 2016 die meiste Zeit über ihre Produktion drosselten – und dabei Absatzeinbußen in Kauf genommen haben. Wenn aber die Nachfrage nach Öl aufgrund der Energiewende in vielen westlichen Volkswirtschaften zu sinken beginnt, dürften viele Ölförderländer ein Problem bekommen. Die Internationale Energieagentur rechnet damit, dass der Höhepunkt der Ölnachfrage im Jahr 2030 erreicht wird.
China will Einsatz fossiler Brennstoffe stärker kontrollieren
Unterdessen ist heute in Peking der Nationale Volkskongress zu seiner jährlichen Sitzung zusammengekommen. Präsident Xi Jinping veröffentlichte zum Auftakt des Kongresses unter anderem die wirtschaftlichen Wachstumsziele. Chinas Wirtschaft soll nach dem Willen der Regierung in diesem Jahr wie bereits im Vorjahr um „rund fünf Prozent“ wachsen.
Der weltgrößte Rohölimporteur versprach außerdem, die Erkundung und Erschließung von Erdöl- und Erdgasvorkommen zu intensivieren, gelobte aber gleichzeitig eine strengere Kontrolle des Verbrauchs fossiler Brennstoffe. Diese Meldung fachte heute am Markt Sorgen um das chinesische Nachfragewachstum an.
Heizölpreise geben nach
Angesichts der gestern und heute Morgen schwächer tendierenden Kurse an den Rohölmärkten, ergeben sich bei den den Inlandspreisen deutlichere Preisabschläge. So kosten 100 Liter Heizöl im Bundesgebiet, je nach Region, etwa -1,25 bis -1,95 Euro weniger als noch zum Wochenauftakt.