„The trend is your friend“. Dieser alten Börsenweisheit folgend, scheinen die Ölpreise derzeit kein Halten zu kennen. Sie kletterten gestern auf den höchsten Stand seit drei Monaten. Der Preis für ein Barrel Brent-Rohöl liegt am Dienstagmorgen bei mittlerweile und 82,50 US-Dollar und damit rund zehn Prozent höher als im Durchschnitt der Monate Mai und Juni.
Ölpreise überwinden wichtige Chartmarken
Im Rahmen der aktuell zu beobachtenden Kursrallye haben gestern sowohl die in den USA geförderte Rohölsorte WTI, als auch die im Atlantik gewonnene Sorte Brent zum ersten Mal seit über einem Jahr wichtige charttechnische Widerstandsmarken durchbrochen. Damit ist nach Meinung von Analysten die Wahrscheinlichkeit gestiegen, dass es zu weiteren Anschlusskäufen durch spekulativ agierende Investoren kommen könnte. Alleine in den drei letzten Handelstagen verzeichneten die beiden wichtigsten Rohölsorten Preissteigerungen von jeweils rund 4 Prozent.
China will angeschlagene Konjunktur ankurbeln
Weitere Unterstützung dürfte die jüngste Aufwärtsbewegung an den Rohölmärkten durch heute frisch hereingekommene Meldungen aus China bekommen. Regierungsvertreter des weltweit größten Ölimporteurs teilten heute mit, dass man den angeschlagenen Immobiliensektor unterstützen und den privaten Konsum weiter stimulieren wolle. Sorgen um die weitere wirtschaftliche Entwicklung im Reich der Mitte hatten im 1. Halbjahr dieses Jahres noch eine deutlich dämpfende Wirkung auf die Ölnachfrage – und damit auch auf die Preise. Sofern China seine Konjunktur wieder auf den Wachstumspfad zurückführen kann und die angekündigten Förderkürzungen der OPEC+-Staaten konsequent umgesetzt werden, könnte die derzeitige Aufwärtsbewegung die Ölpreise noch um einiges weiter nach oben treiben.
USA: Der Gegenspieler der OPEC schwächelt
Denn mit den USA scheint ein wichtiger Gegenspieler der OPEC deutlich geschwächt ins 2. Halbjahr zu gehen. Aufgrund der seit geraumer Zeit zurückgehenden Bohraktivität in den USA wird erwartet, dass die Schieferölproduktion im August sinken wird. Nachdem zu Jahresbeginn noch 618 Ölbohranlagen aktiv waren, ging deren Zahl bis zur letzten Woche auf 530 zurück. Angesichts dieser Gemengelage musste die US-Energiebehörde die kurzfristigen Aussichten für die Produktion in ihrem letzten Monatsbericht nach unten anpassen.
Die Heizölpreise starteten nach dem Kurssprung der Vorwoche gestern ebenfalls mit Aufschlägen in die neue Woche. Hier wirken sich vor allem die stark gestiegenen Gasölpreise aus, die so hoch notierten wie seit Anfang März nicht mehr. Verbraucherinnen und Verbraucher im Bundesgebiet müssen deshalb heute im Schnitt etwa +0,95 bis +1,55 Euro pro 100 Liter mehr bezahlen als am Montagvormittag.