Die Ölpreise starten aktuell mit leichten Aufschlägen in den Tag, nachdem sie gestern die hohen Verluste aus dem Dienstagshandel sogar noch einmal ausgebaut hatten. Befürchtungen über einen überversorgten Markt und die Aussicht, dass Libyen die Ölproduktion bald wieder aufnehmen könnte, hatten die Ölnotierungen zur Wochenmitte zeitweise auf ihre niedrigsten Niveaus seit langer geführt.
Rohöl der Atlantiksorte Brent hatte den Handel zur Wochenmitte auf dem tiefsten Stand seit dem 27. Juni 2023 beendet, während die US-Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zuletzt am 11. Dezember 2023 dermaßen günstig gehandelt wurde.
Libysches Öl dürfte Ölpreise weiter drücken
Nachdem der libysche Zentralbankgouverneur erklärt hatte, dass es starke Anzeichen dafür gebe, dass sich die politischen Fraktionen im Land einer Einigung nähern, kam es an den Ölmärkten zu einer Verkaufswelle. Sofern sich die zerstrittenen Parteien wirklich einigen, würde dies die Rückkehr von mehr als 500.000 Barrel (a 159 Liter) Öl pro Tag auf den Markt ebnen und den Fokus wieder auf die schwächelnde Nachfrage lenken.
OPEC reduziert Ölproduktion im August
Eine neue Umfrage der Nachrichtenagentur Bloomberg hatte am Dienstag ergeben, dass die OPEC-Rohölproduktion im August um 70.000 Barrel pro Tag auf 27,06 Millionen Barrel täglich gesunken ist. Der Verlust war dabei vor allem auf den Produktionsausfall in Libyen zurückzuführen.
Irak bleibt das Sorgenkind
Der Umfrage zufolge haben Kuwait und Nigeria dagegen ihre Produktion erhöht. Auch der Irak hat es erneut versäumt, die Produktion im Einklang mit seiner Quote zu drosseln. Das zwischen Euphrat und Tigris gelegene Zweistromland produzierte der Umfrage zufolge immer noch 320.000 Barrel pro Tag mehr als im August vereinbart.
Der Irak hat darauf bestanden, dass er seine Überproduktion durch kompensatorische Kürzungen ausgleichen wird. Das größte Mitglied der OPEC-Gruppe, Saudi-Arabien, hat seine Quote für August wie erwartet eingehalten.
OPEC erwägt Verzögerungen bei Erhöhung der Ölproduktion
Der Ölpreisverfall in dieser Woche scheint den Druck auf die Pläne der OPEC+ erhöht zu haben, einige ihrer Produktionsbeschränkungen aufzuheben. Wie an Gesprächen beteiligte Beamte der Nachrichtenagentur Reuters gestern mitteilten, erörtere die OPEC+ eine mögliche Verzögerung der für Oktober geplanten Erhöhung der Ölproduktion um 180.000 Barrel pro Tag.
Weitere Abschläge beim Heizölpreis
Trotz der aufkeimenden Gefahr einer Verschiebung der Angebotssteigerung durch die OPEC+, kommen die börsengehandelten Ölpreise derzeit nicht wirklich in Schwung und belasten damit auch weiter die Inlandspreise. 100 Liter Heizöl kosten damit heute je nach Region ca. -1,25 bis -0,65 Euro weniger als zur Wochenmitte.